Dieser Teil hat lange auf sich warten lassen, aber ich habe mich wieder ins Leben gestürzt, anstatt der Vergangenheit nachzuhängen. Gerade ist die letzte Woche meiner letzten Sommerferien und ich habe versucht die Wochen mit Freude und Spaß aufzufüllen. Bald beginnt das 12te Schuljahr und ich habe schon richtig Angst vor allem. Aber ich werde das schon irgendwie schaffen.
Zurück zu meiner Zeit in der Klinik:
Kurz nach den Weihnachtsferien rief die Klinik an, dass ich schon am nächsten Tag kommen könnte. Ich wusste zwar, dass dies vor mir liegen würde, doch ich hatte nicht so früh damit gerechnet. Als mir meine Mutter dies also nach der Schule mitteilte, war es wie ein Sturz aus den Wolken in die harte Realität. Mittlerweile sind meine Erinnerungen getrübt und ich kann mich nicht mehr an all meine Gefühle und Gedanken erinnern. Aber ich weiß noch, wie seltsam es war, den Koffer zu packen- fast, als würde man in den Urlaub fahren. Aber nein, in dem Moment war es für mich eher wie eine Fahrt ins Gefängnis.
Als ich ankam, wurde ich zuerst körperlich untersucht und musste einige Fragen beantworten. Meine Eltern waren die ganze Zeit über dabei. Während der Befragung hatte ich behauptet, mich schon länger nicht mehr verletzt zu haben, aber tatsächlich hatte ich mich erst zwei Tage zuvor leicht geschnitten. Und dann musste ich tatsächlich meine Hose für körperliche Test hinsichtlich meiner Beinfunktionen ausziehen. Ich weiß noch, wie schlimm das für mich war- noch nie hatte jemand meine Narben gesehen und ich kann bis heute nicht sagen, ob meine Eltern diese sehen konnten. Ich hoffe es nicht. Meine Lüge, ich hätte mich nicht mehr verletzt, war auf jeden Fall schnell aufgeflogen. Diese Untersuchgen wurden im Übrigen von der Ärztin durchgeführt, die auch die Einzelgespräche mit mir während der drei Monate führen sollte,
Anschließend wurde ich von einer der PEDs (Pflege- & Erziehungsdienst: quasi die Betreuer) auf die Station gebracht, Zu dem Zeitpunkt waren alle anderen Patienten gerade im Garten, weshalb ich mich erst einmal in Ruhe umsehen konnte ohne von allen begutachtet zu werden. Ich wurde auf mein Zimmer gebracht und sollte mich erst einmal einrichten, wobei mir meine Eltern halfen, Es war seltsam und niemand wusste, was er sagen sollte. Worüber redet man auch, wenn man sein Kind gerade für eine für diesen Moment unbestimmte Zeit in die Psychiatrie schleppt?
Auch der Abschied war seltsam und ich wäre am liebsten mit ihnen durch die Türen verschwunden. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwarten würde und das machte mir am meisten Angst. Meine allgemeine Unsicherheit wurde noch mehr verstärkt und ich hab mich wie ein kleines Kind gefühlt.
Dieses Gefühl hielt auch noch ein paar Tage an, doch je besser ich die Tagesabläufe und Regeln verinnerlicht hatte, desto besser wurde es. Doch dazu später mehr.
Nachdem meine Eltern gegangen waren, durfte ich zu den anderen Patienten in den Garten. Meine ersten Schritte waren klein und ängstlich. Ich fragte mich, ob die anderen mich akzeptieren und aufnehmen würden. Glücklicherweise entdeckte ich relativ schnell ein Mädchen, das ich so vom sehen her aus der Schule kannte. Ich wusste, dass Gerüchte kursierten, sie wäre in einer Klinik, aber ich hatte trotzdem nicht damit gerechnet sie zu sehen. Doch dadurch war mein erster Kontakt zu allen anderen gleich geschaffen- sie sprach mich gleich an und stellte mich einigen Leuten vor. Sie saßen gerade in einer Vogelschaukel und ich durfte mit dazu. Ich hörte den Gesprächen eher zu und versuchte die Charaktere und Verhaltensweisen herauszufinden. Schließlich wusste ich nicht, wie alle tickten und ich wollte nichts unangemessenes sagen.
Nach und nach kamen immer wieder neue Leute vorbei um mich zu begrüßen. Schon bald bildete sich in meinem Kopf ein einziger Klumpen aus all den Namen und ich konnte mir keinen einzigen merken. Doch auch das änderte sich schnell wieder.
Während der ganzen Zeit waren übrigens zwar immer Jungs da, doch sie waren auch immer in der Unterzahl. Die Mädchen hatten zu dem Zeitpunkt überwiegend mein Alter, worum ich sehr froh war.
Auch gab es zwei Mädchen, die ebenfalls erst am Tag zuvor ankamen und für die alles neu war. Die einen der beiden war jedoch nach zwei Tagen wieder weg, da sie den Aufenthalt abgebrochen hatte. Die andere wiederum zog am nächsten Tag in mein Zimmer und wurde eine meiner engsten Freunde dort. Auch jetzt nach 1,5 Jahren habe ich noch Kontakt zu ihr.
So, das ist jetzt schon einiges zu lesen und ich muss meine Gedanken dazu auch erst wieder neu ordnen, bevor ich den nächsten Part schreiben kann. Es ist teilweise traurig sich so intensiv zurück zu erinnern, da ich vieles auch vermisse- vor allem die Personen und die Gemeinschaft.
Falls ihr Fragen habt, immer her damit!
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